Ingrid Berg >> Funkenflug

Funkenflug

Eisenbahngeflüster von Frauenstein bis Klingenberg, um Wilsdruff, Kipsdorf, Langenau

 

Der Bahnübergang  

... Als sich mein Vater eines schönen Tages, in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts, als "amtierender" Lokführer mit dem Zug einem Bahnübergang näherte, bemerkte er ein Auto, dessen Fahrer das gleiche Ziel ansteuerte. "Wo ein Körper ist, kann kein zweiter sein", hatte Vater bereits 1915 in der Städtischen Fach- und Fortbildungsschule zu Dresden im Unterrichtsfach "Berufskunde" gelernt. Er behielt daher umsichtig den Bahnübergang und das herannahende Automobil im Auge, und verlangsamte die Fahrt des Zuges.  

Der ebenso umsichtige Autofahrer behielt gleichfalls den Bahnübergang - und den herannahenden Zug im Auge und blieb, angesichts der drohenden Gefahr, ordnungsgemäß vor dem damals unbeschrankten Bahnübergang stehen. Daraufhin öffnete Vater den Regler auf der Lokomotive wieder ein Stück und fuhr mit dem Zug auf den Bahnübergang. Wie erstaunte er aber, als sich zu seiner Rechten plötzlich das Auto in Bewegung setzte und in aller Seelensruhe in die Lokomotive hineinfuhr.  

Bei der kurz darauf erfolgenden Auswertung der Karambolage stellte es sich heraus, daß der "Auto-Führer" von dem heranschleichenden Dampfroß so beeindruckt war, daß er sein, korrekt vor dem Bahnübergang "geparktes" Prachtexemplar von einem Auto, von der "Frontlinie" in das ihm sicherer erscheinende Hinterland zurücksetzen wollte. Vor lauter Aufregung hatte er jedoch vergessen, daß es allgemein nicht üblich ist, zum Rückwärtsfahren den Vorwärtsgang einzulegen. Dem Manne kamen im Nachhinein die Tränen als er sich den Schrotthaufen ansah, der auf seinen Fahrzeugpapieren noch als Auto ausgewiesen war.  

 


 

Zur Erinnerung an die fast vergessene Schmalspurbahnstrecke von Klingenberg-Colmnitz nach Frauenstein, erschien im Jahre 1996 das Buch "Gute alte Bimmelbahn" von Ingrid Berg.  

Die Strecke Klingenberg-Colmnitz - Frauenstein gehörte zum Wilsdruffer Schmalspurbahnnetz. Die "Zentrale" dieses Netzes war das Bahnbetriebswerk Wilsdruff, in dessen Lokleitung der Vater der Autorin, der Lokführer Friedrich Krause, in seinen letzten elf Dienstjahren als Lokleiter tätig war. Mit "Funkenflug", einer weiteren abwechslungsreichen, historisch interessanten Unterhaltungslektüre, werden die Episoden am Rande der guten alten Bimmelbahn fortgesetzt. In ernsten und heiteren Situationen "dampft" das "Bähnel" oder die "Sträucherberta", wie die Kleinbahn liebevoll genannt wurde, wieder auf Schienen, die es schon längst nicht mehr gibt, aber auch auf Gleisen, die zum Glück noch existieren.  

In den Episoden ist von "dritten Zähnen" eines Lokheizers die Rede, die ein Gänserich gefressen haben soll - von zwei Burkersdorferinnen, die sich soviel zu erzählen hatten, daß sie das Einsteigen in den Zug verpaßten - vom Mißbrauch der Notbremse aus jugendlichem Übermut zwischen Freital und Wilsdruff - von den Nöten um eine vergessene Fahrkarte - sowie von "fanatischen" Skatspielern, die von ihrer Umwelt keine Notiz mehr nahmen und denen der Wilsdruffer Zugführer Arthur Richter eines Tages mit der Fahrkartenzange die Skatkarte lochte.  

Desweiteren wird über die "Multifunktionen" der Bimmelbahn berichtet sowie über schwere Unfälle und von einer "Flüchtlingslok", welche Angehörige der Roten Armee im Mai 1945 in Oberdittmannsdorf ohne Lokpersonal auf die Reise schickten. Es ist die Rede von einem umgekippten Fahrkartenschrank, dessen Inhalt in Windeseile wieder verkaufsfertig einsortiert werden mußte - von Wechselgeld, mit dem sich Schaffner bei gedankenlosen Fahrgästen "revanchierten" - von Rangeleien um die Vorfahrt auf Schiene und Straße sowie von den "Winterfreuden" der Eisenbahner...und, und, und!  

 

1. Auflage  

176 Seiten, 101 historische Fotos
 

Verkaufspreis 15,50 €
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